Kinder, Radfahrer, Jogger …. auf einmal sind sie alle wieder da

Wenn die Bäume ihr erhelltes Grün zeigen, die Sonnenstrahlen endlich wieder wärmen und es so herrlich nach Frühling riecht, erwacht nicht nur die Natur zu neuem Leben. Auch die winterlichen Stubenhocker haben wieder Lust, nach draußen zu gehen. Die Parks und Grünanlagen füllen sich mit Joggern, Radfahrern und Spaziergängern. Kinder laufen johlend herum, es wird mit Frisbeescheiben geworfen, erste Grillfreunde sind unterwegs – und natürlich auch ganz viele Hunde und ihre Halter. Kaum jemand macht sich dann Gedanken, dass die plötzliche Geräusch- und Geruchskulisse auf den vierbeinigen Begleiter wie ein Kulturschock wirken muss. Denn er wird mit Reizen geradezu überflutet. Wird das Ganze zu viel für ihn, sucht er sein Heil entweder in der Flucht oder versucht, die Ursache für das entstandene Unbehagen abzustellen. Daher kann es jetzt zu manch heikler Situation kommen. Hunde jagen Jogger oder verbellen sie oder rennen Radfahrern oder spielenden Kindern hinterher. Ernsthaft sind die Zwischenfälle zum Glück meist nicht, jedoch fühlen sich Spaziergänger und Jogger zu Recht belästigt.
Vor allem ängstlichen Hunden machen die vielen Reize zu schaffen, so dass der Spaziergang für sie weniger zum Spaß als vielmehr zum Staffellauf wird. Halten Sie mit einem ängstlichen Hund die Spaziergänge daher bewusst kurz. Auf gar keinen Fall sollten Sie von ihm verlangen, dass er Kontakt mit dem angstauslösenden Reiz aufnimmt, weil dieser in Ihren Augen gar nicht so schlimm ist. Das verstärkt nur seine Angst und kann in Aggressionen um schlagen. Auch die verständliche Reaktion vieler Halter, dem Hund gut zuzureden, bewirkt das Gegenteil. Der Hund lernt, dass er für das unerwünschte Verhalten Lob und Aufmerksamkeit bekommt, er wird es also mit noch größerer Begeisterung tun. Auch Schimpfen verstärkt die Angst und schadet außerdem der Hund-Halter-Beziehung.
Jetzt hat der Hund gleich zwei Probleme: seine Angst und ein verärgertes Frauchen oder Herrchen. Auch wenn es unverständlich erscheint, sollten Sie das angstaggressive Verhalten ignorieren. Das heißt, nicht anfassen, nicht ansprechen und nicht angucken. Warten Sie, bis der Hund sich wieder entspannt und belohnen ihn dafür. Hat Ihr Gegenüber aber offensichtlich Angst oder handelt es sich um ein Kind, gehen Sie hin, leinen ihn wortlos an und gehen ohne Kommentar weiter. Je entspannter und
selbstbewusster Sie sind, desto besser kann Ihr Hund mit der Situation umgehen. Ändern können Sie sein Verhalten ohnehin nur langfristig und mit professioneller Hilfe.
Jagt ein Hund Jogger oder Radfahrer, kann das sowohl angstbedingt sein als auch durch Jagdverhalten ausgelöst werden. Junge Hunde laufen zunächst spielerisch hinterher. Schimpft der Halter jedes Mal laut, werden manche Hunde ängstlich oder angst- aggressiv. Vor allem wenn der Jogger sich wehrt und den Hund anschreit oder tritt. Um vorzubeugen, sollten Sie einen jungen Hund sofort zurückrufen und fürs Kommen belohnen. Klappt das nicht, führen Sie ihn besser an der Leine, bis Sie ihn richtig unter Kontrolle haben, damit er Menschen nicht in sein „Beutespektrum“ aufnimmt. Eine plötzlich auftretende, durch Umweltreize ausgelöste Ängstlichkeit kann durch organische Ursachen auch noch verstärkt werden.
Weiterer Aspekt der Problematik ist, dass im Winter das Gehorsamstraining oft vernachlässigt wird. Im Frühling wird vom Hund dann plötzlich verlangt, „aufs Wort“ zu gehorchen. Ich empfehle daher, Hunde bei den ersten Spaziergängen in stark „belebten“ Gebieten anzuleinen und den Gehorsam erst wieder zu trainieren. Für territoriale Hunde ist guter Gehorsam besonders wichtig. Hat ein Gebiet ihm den Winter über fast ganz allein gehört, kann er nun nämlich plötzlich beschließen, dass auch jetzt kein fremder Mensch und kein Tier mehr Zutritt hat. Da Territorialität genetisch fixiert ist, kann solch ein Verhalten nur durch einen sehr guten Gehorsam kontrolliert werden. Beginnen Sie daher im zeitigen Frühjahr erst einmal ohne Ablenkung durch andere Menschen, später dann unter Ablenkung, einen guten Grundgehorsam aufzubauen. Besonders wichtig ist, dass er auf Pfiff oder Rückrufsignal zuverlässig zurückkommt. Laufen Sie beim Spaziergang auch nicht nur hinter ihm her, sondern beschäftigen Sie sich mit ihm. Sonst ist die Gefahr groß, dass er sich eine „eigene“ Beschäftigung sucht. Neigt er zum Jagen, lassen Sie ihn besonders in wildreichen Gebieten nicht von der Leine.

Jogger-Merkmale

Diese Anzeichen sprechen für angstmotiviertes aggressives Verhalten. Sie können, müssen aber nicht alle zusammen auftreten:

  • Der Hund läuft bellend um den Jogger oder Radfahrer herum.
  • Die Haare auf dem Rücken sind aufgestellt.
  • Die Ohren sind zurückgelegt.
  • Die Muskulatur ist angespannt, der Hund wirkt dadurch steif.
  • Die Beine sind durchgedrückt oder er knickt in den Hinterbeinen ein und wirkt kleiner.
  • Er knurrt und versucht, den Jogger etc. so lange wie möglich im Auge zu behalten

Ihre Hundetrainerin Sabrina Franzkoch

Hunde mit Idealfigur zeigen Taille

Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Und zuzugeben, es gibt sie: die süßen, gemütlichen Hundemoppel, denen das Pfündchen zu viel hervorragend steht und mit denen man gerade wegen ihrer Speckröllchen so gerne knuddelt. Wenn es also nur um Schönheitsideale ginge, müssten sich Hundehalter keine Gedanken über die Figur ihrer Schützlinge machen. Doch leider schadet Übergewicht der Gesundheit des Hundes. Die überflüssigen Pfunde können Gelenkschäden, Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Außerdem besteht der Verdacht, dass Moppelchen auf vier Pfoten eher zu Hautkrankheiten neigen und anfälliger für Infektionen sind. Insgesamt soll Übergewicht die Lebenserwartung von Hunden stark senken. Einige Wissenschaftler schätzen, dass ein dicker Hund etwa zwei Jahre kürzer lebt als ein Artgenosse mit Traumfigur. Doch wann ist ein Hund eigentlich dick? Das absolute Gewicht sagt darüber wenig aus. Denn ein muskelbepackter Rottweiler-Rüde kann ohne übergewichtig zu sein, 15 kg mehr wiegen als eine zart gebaute Hündin der gleichen Rasse. Zur Feststellung der individuellen Körperkondition und des Ernährungszustandes eignet sich daher das so genannte Body Condition Scoring (BCS) besser. Bei diesem Verfahren wird die Figur des Hundes anhand festgelegter Körpermerkmale beurteilt. Die Skala des BCS reicht von Punkt eins „abgemagert“ bis auf Haut und Knochen bis zu neun „Fettsucht“. Hunde mit einer Idealfigur liegen auf Punkt vier oder fünf der Skala und weisen folgende Merkmale auf:
1. Bei der Betrachtung des Hundes von der Seite, verläuft die Bauchlinie vom Brustkorb zum Becken aufsteigend.
2. Bei der Betrachtung von oben ist der Bereich hinter den Rippen schlanker als der des Brustkorbes – eine „Taille“ ist erkennbar.
3. Streicht man mit der Handoberfläche über den Brustkorb, sind die Rippen unter einen dünnen Fellschicht gut fühlbar.
Doch nicht alle Hunde deren Figur von diesem Ideal abweicht, sind übergewichtig. In seltenen Fällen kann die Zunahme des Körperumfangs auch von einer Krankheit, wie z.B. Morbus Cushing, herrühren. Daher sollte man vor Diätbeginn den Hund von einem Tierarzt untersuchen lassen. Mit dem Tierarzt gemeinsam kann man dann auch gleich einen Diät- und Trainingsplan erarbeiten.
Auf keinen Fall sollte man den Vierbeiner auf eine Nulldiät setzen. Solche Radikalkuren bringen meist nur kurzfristig Erfolg und sind zudem gesundheitsschädlich. Denn dabei werden nicht nur die Fettreserven, sondern auch die Muskulatur abgebaut. Als Futterregel gilt, dass der Hund in der Woche ca. 2 % seines Körpergewichtes abnehmen sollte, also um die 400 g bei einem 20 kg schweren Hund. Dazu reduziert man die Kalorienzufuhr auf etwa 60 % des Bedarfs, den der Hund mit seinem Idealgewicht hätte. Ein Beispiel: Das Idealgewicht des vierbeinigen Diätkandidaten liegt bei 25 kg. Ein 25 kg schwerer Hund hat einen durchschnittlichen Energiebedarf von 1130 kcal. Zur Gewichtsreduktion sollte das Tier also täglich nur um die 680 kcal erhalten. Tatsächlich dienen diese Werte nur als Orientierung, denn je nach Haltung, Bewegung oder Körperkondition benötigt der Hund eventuell etwas mehr oder weniger Kalorien. Am besten wiegt man den Hund einmal wöchentlich und passt die Energiemenge dem Diäterfolg an.
Grundsätzlich kann man die Menge der gewohnten Nahrung reduzieren oder eine spezielle Diätkost füttern. Ernährungsexperten empfehlen heutzutage eine Diät mit einem kalorienreduzierten Spezialfutter. Denn es gewährleistet, dass der Hund mit allen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien versorgt wird, die er braucht. Zudem sättigt ein Diätfutter besser als die Normalkost, so dass der Hund während des Abnehmens nicht unter Hunger leiden muss. Doch die Diät kann noch so gut und ausgewogen sein, sie bringt nichts, wenn der Hund immer wieder eine „Kleinigkeit“ nebenbei bekommt. Statt eines Leckerlis für eine gut gelöste Aufgabe spielen Sie doch lieber zur Belohnung mit ihrem Hund – Sie schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie sparen überflüssige Kalorien und verschaffen Ihrem Hund Bewegung. Falls es nicht ohne kulinarische Bestechung geht, ziehen Sie die Kalorien, die der Belohnungshappen enthält, von der Tagesration ab. Gleichgültig, für welche Art der Diät Sie sich für Ihren Hund entscheiden: Zum Erfolg führt nur Konsequenz! Das ist manchmal schwer, aber es lohnt sich, denn mit schwindendem Gewicht wird der Hund wieder beweglicher und gewinnt an Lebensfreude.

Ihre Hundetrainerin Sabrina Franzkoch

Warum bellen Hunde?

Alle Hunde bellen, die einen weniger, die anderen umso mehr. Und so mancher Hundehalter fragt sich mitunter schon fast verzweifelt: Warum bellen Hunde so viel? Und was wollen die eigentlich damit „sagen“? Wenn Hunde nur untereinander und miteinander „reden“, dann bellen sie wenig bis gar nicht. Wenn zwei Hunde sich frei laufend und ganz alleine irgendwo treffen, dann wird erst mal auf Distanz und ganz stumm geguckt, sich präsentiert, sich gegenseitig abgeschätzt: „Wer bist du?“ Ist das „Gespräch“ mit dieser gegenseitigen Musterung nicht beendet, dann kommt man sich näher. Dann wird gerochen, geschnuffelt, geschubst, gerempelt und gedrängelt. Nase, Ohren, Kopf, Schwanz und Füße sind immerzu in Bewegung, reagieren auf jede Bewegung des anderen. Und nebenbei wird noch gefiept, gemauzt, gejankert, gekmurrt, geknurrt. Wenn Hunde mit Hunden „reden“, dann reden und antworten sie mit allen ihren Sinnen und auf vier unterschiedlichen Kommunikationsebenen gleichzeitig: Sie sehen und riechen, sie hören und fühlen. Und so wie sie mit ihresgleichen reden, so reden sie – eigentlich – auch mit uns Menschen. Nur: Wir Menschen sind keine Hunde. Unsere Nase ist – gemessen an der Hundenase – eine glatte Fehlkonstruktion. Körperkontakte und Rempeleien sind uns eher lästig bis unangenehm. Und unsere Augen sind auch keine „Jäger-Augen“, die schon die kleinsten Bewegungen wahr- und ernst nehmen. Unsere Augen sind „Früchtesammler-Augen“: Wir sehen und fixieren den roten Apfel am Baum, die weiße Blesse auf der Hundebrust, den wunderschön über den Rücken gerollten Schwanz … und übersehen die kleinen schnellen Bewegungen der Blätter, der Hundenase, der Hundeaugen, der Hundelefzen. Aus Hundesicht sind Menschen also ziemlich schwerfällig im Verstehen und Reagieren, und mit Sicherheit kann man sie eigentlich nur über den akustischen Kanal erreichen. Weshalb kluge Hunde, die ihrem Menschen schnell etwas sagen wollen, dann auf diesen akustischen Kanal übergehen … und bellen. Bellen können alle Hundearten, vom Wolf bis zum Fuchs. Und sie tun das auch, mal mehr, mal weniger. Haushunde bellen – üblicherweise – mehr als „Wildhunde“. Aber nicht alle Hunde bellen gleich viel und gern. Es gibt Rassen, die verbellen alles, was sich bewegt. Es gibt Rassen, die bellen nur, wenn wirklich was los ist. Und es gibt Rassen, die bellen noch nicht einmal dann.
Doch die Bellfreudigkeit ist nicht nur angeboren. Sie ist auch von der Umwelt abhängig. Verwilderte Hunde, die den Kontakt zu Menschen verloren haben, gewöhnen sich das Bellen ganz schnell wieder ab. Und eingefangene „Wildhunde“ lernen es in menschlicher Umgebung genauso schnell. Deshalb wird ja auch immer wieder behauptet, Bellen sei im Grunde nichts anderes als ein „Domestikationsmerkmal“: Hunde, so sagt man, haben im Laufe ihrer Haustierwerdung (=Domestikation) „ganze Bereiche ihres natürlichen Ausdrucksvermögens verloren“. Sie bellen nur noch, weil ihnen diese Art des „Sprechen“ durch den Menschen angezüchtet worden sei. Und das, was sie „sprechen“, das hat ein amerikanisches Forscherteam untersucht und herausgefunden: Hunde, die bellen, geben nur immerzu „widersprüchlichen Wortsalat“ von sich, sie sagen in einer Tour nichts als: „Kommhergehwegkomm-hergehwegkommhergehweg …“
Doch dieses „Kommhergehweg …“ ist nur für uns Mensch „widersprüchlicher Wortsalat“: Unter Hunden ist es durchaus verständlich und auch absolut ernst gemeint. Unter Hunden ist Bellen ein „Notsignal“, das in die Ferne wirkt. Es ist nur möglichst selten und nur von Erwachsenen benutzt. Und seine doppelte Bedeutung ist Absicht: Ein Hund, der bellt, ruft alle erwachsenen Rudelmitglieder von weit her sofort zusammen: „Kommt her!“ und scheucht alle Welpen sofort zurück und in Deckung: „Geht weg!“ Und wer je ein einigermaßen natürliches Hunderudel beobachten konnte, der kennt dieses Notsignal und seine unabdingbaren Folgen: Die erwachsenen Rudelmitglieder kommen sofort und verteidigungsbereit in vorderster Linie zusammen, die Welpen dagegen flüchten – im Affenzahn und ins Gras geduckt – ab in die sichere „Höhle“ …
Aber: Alle Signale, die Hunde (auch „Wildhunde“) beim Reden mit ihrer Umwelt einsetzen, sind nicht einfach angeboren, und fertig. Sie müssen geübt, ausprobiert, in ihren Auswirkungen gelernt werden. Und auch das Bellen, das dem-anderen-Bescheid-Sagen, müssen Hunde erst einmal lernen:
Welpen bellen noch nicht. Sie haben ja im Hunde-Rudel auch noch „nichts zu sagen“. Aber wenn sie dann irgendwann ganz zaghaft ihren ersten Beller von sich geben, dann lernen sie auch ganz schnell, ob und wie sie ihr Rudel damit „manipulieren“ können … Bellen ist also eigentlich eine Art Sprache, die der Verständigung über größere Distanzen dient: Man ruft dem Partner eine Information zu und wartet auf dessen Antwort. Menschen, die ihren Hunden zuhören, lernen diese Sprache mit der Zeit und wissen dann immer: „Aha, der Postbote … oder Nachbars Katze … oder der Nachtbar persönlich!“ Menschen, die ihren Hunden zuhören, antworten dann, so oder so. Und schon stellt der Hund sein Nachrichten-Gebet ein.
Wird seine Nachricht „Da ist wer, komm her!“ allerdings nie zur Kenntnis genommen, bekommt er immer nur die gleiche Antwort: „Ach, halt doch die Klappe!“, dann stellt ein „verantwortungsvoller“ Hund sein Nachrichten-Geben aber mit der Zeit nicht einfach ein. Dann stellt er mit der Zeit nur seinen „Sender“ lauter: Dann bellt er, statt zu bellen. Wird diese Nachricht allerdings immer missverstanden als „Da bin ich, komm zu mir!“, dann kann ein kluger Hund dieses eigentlich eher selten benutze Warnsignal auch umfunktionieren: Dann wird Bellen zur Spielaufforderung, zum Zeichen reiner Lebensfreude oder … von Langeweile …
Nein, Bellen-wegen-nix-und-wieder-nix, das ist kein angeborenes „Domestikationsmerkmal“. Das ist ein Zeichen mangelhafter Verständnis zwischen Mensch und Hund. Und wenn das Gebell Ihres Hundes Sie nervt, versuchen Sie es doch mal anders: „Bellen“ Sie nicht mehr einfach mit oder gegen. Vermeiden Sie jedes laute Wort. Flüstern Sie nur noch, und sprechen Sie mit Ihrem Hund lieber drei Tage lang noch „Taubstummensprache“. Sie werden staunen, wie schnell ihr Hund sich umstellt …

Ihre Hundetrainerin Sabrina Franzkoch

Erziehung – ein Hundespiel? Warum Grenzen so wichtig sind

Wollen wir, dass der Hund nicht mehr an der Leine zieht, bleiben wir stehen, sobald sich die Leine strafft. Tun wir das wirklich jedes Mal, wird dieses unerwünschte Verhalten seltener? Somit ist auch das Stehenbleiben eine Strafe? Komplett ohne Sanktionen kommt kein Hundehalter durchs Leben, außer er ist bereit, sein Leben und das des Vierbeiners komplett einzuschränken. Wälzt sich der Hund in Kot oder frisst im Gebüsch Müll, kann der Besitzer dies akzeptieren oder es generell verhindern, indem er ihn ausschließlich an der kurzen Leine führt. Letzteres ist jedoch für den Hund sicherlich ein größerer Verlust an Lebensqualität als für unerwünschtes Verhalten gestraft zu werden und dies dann zu unterlassen. Denn es ist eine Illusion, zu glauben, dass man den Hund immer abrufen kann, bevor er „zuschlägt“, da man nicht immer vor dem Hund bemerkt, was da auf dem Boden liegt.
Andererseits ist es nicht richtig, dauernd zu strafen. Kommt der Welpe ins Haus, ist es sinnvoller, für einige Monate den Perserteppich, die sonst offen herumstehenden Pradaschuhe etc. sicher zu verräumen. Dann kann der junge Hund sein unstillbares Kaubedürfnis an einem extra dafür bereitgestellten Spielzeug abreagieren. Sonst müsste man dauernd dem Hund klarmachen, dass er gerade etwas Falsches tut. Ein Hund, der laufend gestraft wird, beginnt irgendwann passiv zu werden, weil es ihm so scheint, als wäre alles verboten oder er ignoriert das „Phui“.
Um tatsächlich die gewünschte Wirkung zu haben, muss ein unerwünschtes Verhalten jedes Mal, wenn es auftaucht, zum exakt richtigen Zeitpunkt (Timing) und in der passenden Stärke erfolgen. Falls auch nur einer dieser Bedingungen nicht erfüllt wird, kann nicht nur die erhoffte Wirkung ausbleiben, sondern es kann darüber hinaus unerwünschte Folgen haben.
Betrachten wir diese Teilbereiche der Strafe etwas genauer: Ob es um Lob oder Strafe geht, der richtige Zeitpunkt ist bei der Hundeerziehung ganz entscheidend. Einem Kind kann man für gutes Verhalten am Vormittag versprechen, dass es am Nachmittag ein Eis bekommt. Es ist ab einem gewissen Alter selbstverständlich in der Lage, die „verspätete Belohnung“ richtig einzuordnen. Ebenso verhält es sich bei dem Stubenarrest, den es bekommt, weil es Stunden vorher Passanten mit Schneebällen
beworfen hat. Verspätete Belohnung und Strafe kann es durchaus dem auslösenden Verhalten zuordnen, wenn man es ihm erklärt. Die meisten Hundehalter wissen, dass dies bei der Hundeerziehung nicht klappt. Dem Hund abends einen besonderen leckeren Napf vorzusetzen, weil er in der Hundeschule so schön „Sitz“ gemacht hat, ist vollkommen sinnlos. Er wird sich zwar darüber freuen, doch nicht wissen, warum es ihm heute so gut geht, auch wenn man ihm das mit netten Worten zu erklären versucht. Natürlich wird er sich in der nächsten Erziehungsstunde nicht besonders anstrengen, um wieder in solch einen Genuss zu kommen. Ebenso kann ein Hund eine Strafe, die nicht in engem zeitlichen Zusammenhang mit der „Missetat“ steht, nicht damit in Verbindung bringen. Man hat als Hundehalter gerade mal etwa eine Sekunde Zeit, um den Hund zum richtigen Zeitpunkt zu loben oder zu strafen. Doch nicht immer kann diese Frist zwischen Verhalten des Hundes und Reaktion des Besitzers eingehalten werden.
Es ist nicht zweckmäßig, den Hund verspätet zu strafen. Entdeckt man ihn nach der „Tat“ zufrieden in seinem Körbchen und beginnt dann zu schimpfen, ist ihm nicht klar, warum das geschieht. Er verspürt nur Ihre schlechte Stimmung und versucht Sie durch Gesten zu besänftigen. Die Behauptung, dass ein Hund dieses Verhalten zeigt, weil er genau weiß, was er angestellt hat, ist nicht richtig.
Wird ein unerwünschtes Verhalten nur hin und wieder bestraft, versuchen viele Hunde herauszufiltern, wann sie eine Chance haben, ungeschoren davonzukommen. Sie beobachten genau, in welcher Situation sie etwa unterwegs Kot fressen können. Vielleicht klappt das immer, wenn Frauchen mit der Nachbarin gemeinsam spazieren geht und ins Gespräch vertieft ist. Diesen Umstand nutzen sie dann gezielt aus. Solange der Hund also hin und wieder testet, ob das Verbotene tatsächlich bestraft wird, müssen Sie darauf gefasst und entsprechend vorbereitet sein. Geht das einmal nicht, muss das unerwünschte Verhalten etwa durch Anleinen unmöglich gemacht werden. Erst wenn sich über längere Zeit in verschiedenen Situationen gezeigt hat, dass der Hund das Verbot akzeptiert und gar nicht mehr versucht, ob er nicht vielleicht ungestraft davonkommt, kann davon ausgegangen werden, dass das Gewünschte sitzt. Rückfälle sind aber trotzdem möglich, etwa wenn ein Hund mit einem Artgenossen unterwegs ist und sich von diesem zu einer gemeinsamen Jagd „verführen“ lässt, obwohl er selbst eigentlich gelernt hat, dass Jagen für ihn unangenehme Folgen hat und dies längere Zeit gar nicht mehr versuchte.
Strafen können drastische Auswirkungen auf das Verhältnis des Hundes zu seinem Besitzer haben. Unangebrachte oder zu starke Strafen verunsichern den Hund.
Ängstlichkeit, nicht nur in bestimmten Situationen, kann die Folge sein. Häufig distanzieren sich Hunde nicht von einem Besitzer, der sie straft, sogar wenn es sich um massive Schmerzzufügung handelt. Viele Hunde zeigen sich extrem unterwürfig und weichen – in unseren Augen nicht nachvollziehbar – kaum mehr von seiner Seite. Sogar Hunde, die im Rahmen völlig unangebrachter Strafmaßnahmen geschlagen werden, scheinen ihr Herrchen trotzdem zu vergöttern.
Werden Strafen nicht korrekt ausgeführt, erleben Hunde sie als unvorhersehbar und damit unvermeidbar. Sie glauben durch ihr eigenes Tun eine Strafe nicht verhindern zu können. Das Vertrauen in den strafenden Besitzer geht verloren, die Hunde werden passiv und nehmen das scheinbar unausweichlich hin.
Des wegen ist es wichtig von Beginn an in der Hundeerziehung die richtigen Grenzen zu setzen, damit eine Mensch-Hunde-Beziehung langfristig positiv anhält.

Ihre Hundetrainerin Sabrina Franzkoch

Grenzen im Teamsport zwischen Hund und Mensch richtig setzten

Viele Hundehalter möchten gerne mit ihren Hunden Sport treiben, aber es ist nicht immer so einfach zu entscheiden, was für beide Teampartner richtig ist, genug oder vielleicht sogar zu viel ist. Wie lange kann ein Hund neben dem Fahrrad laufen oder neben dem Jogger traben? Wie lange kann ein Yorkshire-Terrier mit mir joggen gehen? Welche Hunde eignen sich, um neben dem Fahrrad zu laufen? Wie entscheide ich, welches der richtige Sport für mich und meinem Hund ist? Woran erkenne ich, ob ich meinen Hund beim Sport vielleicht überfordere?
De Facto lässt sich sagen, dass Hunde in der Regel nicht „nein“ sagen wenn der Mensch als Rudelführer ein Spiel vorschlägt. Der Mensch muss sich nur in der Aufgabe sehen, dass er darauf achtet, dass der Hund nicht überfordert wird.
Wenn sie mit ihrem Hund gemeinsam Sport treiben möchten, gibt es mehrere Faktoren, die sie beachten sollten. Bei einem frei lebenden Tier entscheidet die Natur, welcher Körperbau für das Leben des Tieres am sinnvollsten ist. Tiere, deren Körperbau für das jagen gut geeignet sind, können besser Beute fangen und werden länger leben, sich vermehren und die sinnvollen Eigenschaften vererben. Unsere Hunde heutzutage werden jedoch nicht mehr so gezüchtet, wie es von Natur her am gesündesten und praktischsten ist, sondern nach Regeln der freien Marktwirtschaft – gezüchtet wird, was sich gut verkaufen lässt – und das ist ganz und gar nicht immer gesund.
Bei unseren Haushunden unterscheiden wir grundsätzlich zwei Leistungsgruppen: Die Galopp- und Traberformen und die Kraft- und Sprinterformen. Für Ausdauersportarten eignen sich grundsätzlich eher Hunde der ersten Form. Ein Hund eignet sich mit seinem Teampartner zum Joggen, wenn er einen Körperbau hat, der dem des Wolfes ähnlich ist. Dabei kommt es nicht darauf an, ob der Hund so groß ist wie ein Wolf, sondern es kommt darauf an, dass der Körperbau möglichst Rechteckig ist, damit das Gewicht gut und gleichmäßig auf alle vier Beine verteilt werden kann.
Beim Joggen kommt es darauf an, dass der Hund ausdauernd traben kann. Der Trab ist eine symmetrische Gangart. Wir unterscheiden beim Hund den gewöhnlichen Trab, den geschwungenen Trab, den geworfenen Trab und den übereilten Trab. Ein Yorkshire Terrier bewegt sich z.B. gerne im geworfenen Trab, da der Körperbau eher quadratisch ist und die Gliedmaßenwinkelung nur sehr gering ist. Das bedeutet die
Gliedmaßen stehen sehr steil. Der Trab des kleinen Terriers sieht zwar sehr lustig aus, da er die Beine „nach oben wirft“. Er eignet sich aber nicht für lange Strecken, da dieser Trab sehr kraftraubend ist. Ein Hund, der sich gerne im gewöhnlichen Trab fortbewegt, eignet sich eher weniger, um neben dem Fahrrad zu laufen, da der gewöhnliche Trab hierfür zu langsam ist. Am Fahrrad laufen Hunde gerne, die sehr langbeinig sind, einen eher langen Körper und eine sehr stark gewinkelte Hinterhand haben, denn diese Hunde können gut galoppieren. Jedoch sage ich auch immer: Ausnahmen bestätigen die Regeln.
Grundsätzlich muss man leider sagen, dass es auch Hundezüchtungen gibt, die sich überhaupt nicht zum gemeinsamen Sport mit dem Menschen eignen, da ihr Körper so fehl gezüchtet ist, dass Gelenkerkrankungen leicht die Folgen von zu viel Bewegung sein können. Ganz junge und ganz alte Hunde dürfen nicht überfordert werden und im „besten Alter“ ist es wichtig, die Konstitution des Hundes sicher einschätzen zu können, damit nicht die Gefahr einer Überforderung entsteht, Ein Hund ist ein Rudeltier, das dem Leittier folgen will. Der Mensch muss darauf achten, dass das Tier sich dabei nicht überfordert. Gerade auch bei den immer beliebteren echten Hundesportarten, wie Agility oder Dogdancing, muss immer der Mensch entscheiden wann das Tier Pausen braucht oder die Gefahr der Überforderung besteht.

Ihre Hundetrainerin Sabrina Franzkoch

Zu welchen Hundetyp zählen Sie sich?

Es gibt unzählig verschiedne Hundetypen, die sich deutlich in Exterieur und Verhalten unterscheiden. Ihre genetischen fixierten Bewegungsmuster erfolgen aus einem inneren Antrieb, der, neben einem rassetypischen Körperbau, auch bei heutigem Haushund einer strengen Zuchtlese durch den Menschen unterliegt. Selbstverständlich zeigen nicht alle Vertreter einer Hunderasse konkrete Handlungsmuster beziehungsweise einzelne Jagdsequenzen in gleich betonter Art und Weiser. Nicht jeder Terrier ist forsch und frech und verbeißt sich direkt im Nacken der Wildsau. Nicht jeder Wachhund ist territorial und attackiert schon im ersten Anflug den Postboten oder den Schornsteinfeger.
Damit das Zusammenleben mit einem Hund nicht zum Fiasko wird, muss das Grundtemperament von Hund und Halter zusammenpassen. Verhalten ist eine Anpassung an Zeit und Raum. Deshalb ist es nicht nötig das ein Hundetrainer schweißgebadet versucht einem Border Collie das Fixieren und Anpirschen an ein Schaf beizubringen. Kein Hundetrainer muss andauernd den Vorderlauf eines Pointers anheben, damit er einer Beute vorsteht. Das Verhaltensrepertoire eines bestimmten Hundetypus in einer bestimmten Umweltsituation ist tief verankert und kann nicht von jetzt auf gleich abtrainiert werden.
Oft passt ein bestimmter Hund nicht in das vorgesehene Umfeld, respektive zu einem bestimmten Menschentypus. Stoßen z.B. hyperaktive Menschen und Hunde aufeinander, kann sich beider Erregungszustand durch extremen Adrenalinausschüttung in bestimmten Lebenssituationen etwas heftig gestalten. Die Berücksichtigung des individuellen Grundtemperaments von Mensch und Hündchen muss deswegen einer systematischen Überprüfung unterliegen, will man kein Fiasko erleben. Zwangsläufig erübrigen sich gute Ratschläge zur Hundeerziehung.
Keinem Menschen nütze ein Border Collie, der aufgrund mangelnder Auslastung die Fliegen an der Wand über seinen Instinkt starrenden Blick persönlich begrüßt. Und das vielleicht sogar täglich. Genauso wenig sind Menschen in Reihenhaussiedlungen begeistert, wenn ein Herdenschutzhund außerhalb täglicher Routine stehende Dinge aus dem „Tempel“ scheuchen will.
Zur Beurteilung einer Mensch-Hunde-Beziehung ist es notwenig eine Charakteranalyse von Mensch und Hund zu machen, um praktische Hundeerziehung wirkungsvoll umsetzen zu können, was eine echte Herausforderung bedeutet. Mag der Grundcharakter eines Menschen relativ ausgeglichen sein, neigt er im Umgang mit dem Hund doch leicht zu emotionalen Übertreibungen. Das bleibt dem Hund nicht verborgen, und wenn er dann mit einem herzweichenden Blick so guckt, wie er gucken kann, ist es verdammt schwer, sich dem emotionalen zu entziehen. Hinzu kommt der Alltagsstress: Da kommt Tante Hilde zu besuch, die Kinder verwandeln das Haus in ein reines Schlachtfeld, die Katze nimmt die Gardine als Liane, und der freche junge Dackel klaut sich wieder einmal Omas gestrickte Topflappen aus der Küche. Kurzum: Die coolen, gut gemeinten Ratschläge der gezielten
Belohnung von Unterordnung sind im Alltag oft komplett außer gefecht gesetzt. Wichtig ist es nur nicht immer als Verlierer aus der Partie zu gehen. Die Selbstreflexion ist enorm ausschlussreich. Wagen Sie den Blick in den Spiegel…..

Ihre Hundetrainerin Sabrina Franzkoch

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